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soziologInnen übergross: isa-kongress

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Du sitzt im Zug: nebenan werden Bourdieu und Rational Choice gegeneinander ausgespielt. Du wartest aufs Tram: links und rechts geht's um das schwierige Ergattern von Forschungsgeldern für die Soziologie. Du kannst in irgendein Restaurant sitzen: uberall Menschen mit denselben blauen Taschen und Namensschildchen. Keine Zweifel: Du musst am Weltkongress der ISA, der internationalen soziologischen Vereinigung sein.

So erging es mir letzte Woche in Göteborg (Schweden). Ich teilte mir die Stadt mit über 5000 anderen Soziologinnen und Soziologen. Man staunt, dass es soviele SoziologInnen überhaupt gibt! Und dass diese Konferenz so gross ist. Vorträge von (nicht so früh..) morgens bis spät abends. Manchmal fünfzig verschiedene Veranstaltungen gleichzeitig. Ein Programm so dick wie ein Telefonbuch. Und auch grosse Namen wie Karin Knorr-Cetina, Ulrich Beck, Amitai Etzioni oder Saskia Sassen.

Nicht alles war aber gross. Oft sass ich mit nur einer Handvoll Leute in einem Raum und lauschte einem Vortrag -  über Wittgenstein und Handlungstheorie etwa. Die Qualität der Vorträge war auch nicht immer überwältigend. 'International' ist kein Zauberwort, das hochstehende Referate garantieren würde. Und die grossen Namen schliesslich brillierten auch nicht alle.

Inspirierende und erbärmliche Vorträge gab es zu hören, magere und reichhaltige Diskussionen. Soviel Soziologie kriegt man selten auf einmal geboten. Aber zwischendurch machte ich mich - inkognito, ohne Tasche und Namensschild - auf die Suche nach einem abgelegenen Café. Und wenn es Soziologinnen-frei war, war die Erleichterung gross.

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«Die wissenschaftliche Theorie, wie ich sie verstehe, stellt sich als ein Wahrnehmungs- und Handlungsprogramm dar, oder als ein wissenschaftlicher Habitus, wenn Ihnen das lieber ist, der sich nur in der empirischen Arbeit offenbart, in der er realisiert wird.»

Pierre Bourdieu im Gespräch mit Loïc Wacquant, in „Reflexive Anthropologie“ (1996), S. 197.