Mit dem Abstimmungsergebnis zur Anti-Minarett-Initiative hat niemand gerechnet - der Bundesrat nicht, die Parteien nicht, die Medien nicht, wohl nicht mal die BefürworterInnen selbst. Man habe die Initiative unterschätzt, hört man von allen Seiten. Einzig die FDP hat in eine Abstimmungskampagne investiert und einige (einigermassen einschläfernde) Plakate gegen die Initiative aufgehängt. "Die Wirtschaft", so hört man, habe auch keinen Franken aufgeworfen.
Dass sich die Initiativ-GegnerInnen so sicher waren, dass die Initiative sowieso abgelehnt werde, lag unter anderem auch an den Abstimmungs-Prognosen. "Peinlich für die Meinungsforscher", titelt der Tages-Anzeiger. Vor zwei Wochen noch, war man von einem ganz anderen Resultat ausgegangen. Imhof sieht das Problem vor allem darin, dass die befragten Personen politisch korrekt angaben, eher "nein" zu stimmen und dann doch ein "ja" in die Urne legten.
Ob man sich deswegen lieber auf Lesereinträge in Onlinemedien verlassen sollte als auf Umfragen, wie dies im Artikel nahegelegt wird, sei dahingestellt. Klar ist jedoch, dass die politischen Parteien These 5 in Longchamps Studie besser hätten lesen sollen: "Der Ausgang der Minarett-Verbotsinitiative ist unsicher, weil die Befürwortung steigt, bis jetzt aber minderheitlich bleibt", steht dort nämlich. Dass die Unsicherheiten der empirischen Forschung politisch ernst genommen werden sollten und von dieser keine punktgenauen Prognosen erwartet werden können, hat sich am letzten Wahlsonntag schmerzlich gezeigt.
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