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Agrobusiness - Hunger und Recht auf Nahrung

Die 47. Ausgabe des WIDERSPRUCH wird von Zahlen geprĂ€gt. Zahlen, hinter welchen Menschen stehen. Menschen, die vertrieben werden, damit andere ihre Felder bewirtschaften können und Menschen, die hungern, wĂ€hrend- sie Nahrungsmittel fĂŒr andere produzieren.

Von Christina Maag

Arundhati Roy macht den Einstieg in dieses Meer der schockierenden Zahlen. Sie berichtet aus Harsud, einer Stadt in Zentralindien, die in KĂŒrze in einem Staussee verschwinden wird und beschreibt, wie die Menschen, die den Kampf um ihre Stadt bereits verloren haben, beginnen, sie zu zerstören. Dem Abriss der Stadt geht ein jahrelanger Kampf mit der Indischen Regierung voraus, den die Bewohner Harsuds mit jeder neuen leeren Versprechung ein bisschen mehr verloren haben. Arundhati Roy rechnet und rechnet, doch nirgends geht ihre Rechnung auf. Der neue Narmada- Sagar Damm wird bald 91‘000 Hektaren Land fluten, um 123‘000 Hektaren Land zu bewĂ€ssern.

Jean Ziegler kommt in seinem Artikel zum „tĂ€glichen Massaker des Hungers“ bereits im ersten Abschnitt zur auch hier durch Zahlen veranschaulichten deutlichen Schlussfolgerung, dass die Weltlandwirtschaft heute ohne Problem 12 Milliarden Menschen ernĂ€hren könnte. Bei gegenwĂ€rtig 6,2 Milliarden Menschen auf der Welt erscheint der „tĂ€gliche Völkermord durch Hunger“ nicht mehr als Schicksalsschlag, sondern als menschengemacht.

Samir Amin rechnet nicht mit Hungernden, sondern mit der ProduktivitĂ€t von Kleinbauern im Vergleich zur ProduktivitĂ€t moderner Agrarbetriebe. Der Abstand dieser beiden wird immer grösser; drei Milliarden Bauern und BĂ€uerinnen sind in ihrer Existenz bedroht. Seine Kritik richtet sich gegen die WTO und deren Subveventionspolitik. Den Misserfolg der Industriestaaten an der WTO Konferenz in CancĂșn sieht er als Sieg der Ă€rmeren Völker an und schöpft daraus Hoffnung fĂŒr weiteren Widerstand.

Birgit Englert und Renate SchĂŒssler diskutieren jeweils in ihren BeitrĂ€gen vertiefter die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft. Birgit Englert richtet ihren Blick auf die gegenwĂ€rtige Debatte der Landrechte, die (am Beispiel Tansanias) durch Privatisierung von öffentlichen Allmenden zunehmend bedroht sind. Dabei geht Englert durchaus kritisch mit simplifizierenden Lobbying fĂŒr Landrechte fĂŒr Frauen um, die sich ganz vom Kontext der allgemeinen Armut lösen. Renate SchĂŒssler thematisiert die Landrechtsfrage in Lateinamerika und verdeutlicht, dass Landfragen immer auch Machtfragen sind und sich dies sehr deutlich am ungleichen Landzugang von MĂ€nnern und Frauen zeigt.

In weiteren Artikeln wird unter anderem das Livelihood- Konzept vorgestellt, ĂŒber biologische Vielfalt, Klimawandel und Klimapolitik diskutiert und patentiertes Saatgut genauso thematisiert wie die Markstrategien des Nahrungsmittel-konzerns NestlĂ©.

WIDERSPRUCH – Heft 47, Agrobusiness - Hunger und Recht au Nahrung
232 Seiten, Fr. 25.-, Euro 16.-;
WIDERSPRUCH, Postfach, CH- 8026 ZĂŒrich; Tel. Fax 0041 (0)44 273 03 02
Cette adresse email est protégée contre les robots des spammeurs, vous devez activer Javascript pour la voir. ; www.widerspruch.ch

 

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«Wovon man nicht sprechen kann, darĂŒber muss man schweigen.»

Ludwig Wittgenstein (1980 [1921]): Tractatus logico-philosophicus. In: Wittgenstein, Ludwig: Schriften. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 83.